Burschenschaft, Wartburgfest und Schwarz-Rot-Gold sind die meistgenannten Begriffe, wenn man den interessierten Laien zum Thema Studentenverbindungen befragt. Neben Vorurteilen oder gängigem Halbwissen ist jedoch meist nicht mehr über diese, seit mehr als 200 Jahren an deutschen Universitäten beheimateten studentischen Zusammenschlüsse bekannt. Studentische Verbindungen – oder auch Korporationen genannt – führen (scheinbar) ein Schattendasein am Rande der akademischen Gesellschaft. Dabei weiß kaum jemand, dass Schlagwörter wie: „jemandem eine Abfuhr erteilen“, „pauken“ oder „Farbe bekennen“, die heute fester Bestandteil der Umgangssprache sind, aus dem Vokabular der Verbindungsstudenten stammen. Auch ist nur selten bekannt, dass etwa Karl Marx ebenso wie Otto von Bismarck oder Konrad Adenauer Mitglieder studentischer Verbindungen waren wie es heute Thomas Gottschalk, Papst Benedikt XVI. oder Helmut Schmidt noch sind.
Zunächst wurde im Rahmen der Vorlesungsreihen in einem einführenden Teil die Geschichte und das Brauchtum studentischer Verbindungen vorgestellt und auch das Verbindungswesen in der Zeit des NS-Regimes und der DDR besonders berücksichtigt. Weitere spezielle Aspekte wie das akademische Fechten oder architektonische Besonderheiten von Verbindungshäusern wurden ebenso betrachtet wie die Hochschul- und Studentengeschichte als eigene Wissenschaftsdisziplin. Einen besonderen Schwerpunkt der Betrachtung bildete in dieser bereits zum dritten Mal an der TU Dresden stattfindenden und bisher mehrfach kopierten Ringvorlesung das Verbindungswesen mit nicht-deutscher Tradition etwa in den USA, Osteuropa oder dem Baltikum. Es referierten ausgewählte Wissenschafter verschiedenster Fachrichtungen, die sich eingehend und profund mit der Materie 'Studentenverbindungen' befasst haben und befassen. Die Vorlesung konnte von Studenten im 'Studium Generale' sowie als creditfähige Lehrveranstaltung im Bereich 'Allgemeine Qualifikation' besucht werden. Darüber hinaus stand sie jedem Interessierten im Zuge der Bürger- und Seniorenakademie der TU Dresden zur Teilnahme offen.
Themenüberblick:
14.10. Einführungsveranstaltung
Prof. Dr. Werner J. Patzelt (TU Dresden, Inst. f. Politikwissenschaft)
21.10. Geschichte der Studenten und der studentischen Verbindungen
Dr. Harald Lönnecker (Bundesarchiv Koblenz)
28.10. Die integrierende Funktion studentischen Brauchtums
Prof. Dr. Peter Kaupp
4.11. Korporierte im NS-Regime und im Widerstand
Dr. Sebastian Sigler
11.11. Die Berliner Salonkultur und ihr Einfluss auf die Korporationen
Anette von Schlabrendorff, M.A. (HU Berlin)
18.11. Studentische Verbindungen in Osteuropa
Prof. Dr. Monica Vlad (Universität Sibiu/Rumänien)
25.11. Die politische und gesellschaftliche Bedeutung des Korporationswesens im Baltikum
Dr. Hans-Dieter Handrack
2.12. Das Korporationswesen in der Bundesrepublik von 1945 bis heute
Dr. Helge Kleifeld (Inst. f. Zeitgeschichte München)
9.12. US-Amerikanische Fraternities
Dr. Nicolas Gatzke (Universität Darmstadt)
16.12. Korporationshäuser als architektonische Besonderheiten
Dipl.-Arch. Thomas Walker (TU Dresden)
13.01. Das Netzwerk der Korporationen
Prof. Dr. Hermann Rink (Universität Bonn)
20.01. Studentenverbindungen in der ehemaligen DDR und heute
Dr. Frank Volta
27.01. Das Mensurwesen in Praxis und rechtlicher Theorie
Dr. Andreas Hochwimmer / Dr. Remy Horcicka
3.02. Hochschulkunde als wissenschaftliche Disziplin
Dr. Karsten Bahnson (Deutsche Gesellschaft für Hochschulkunde)
Wann und Wo?
Donnerstags, 16:40-18:10 Uhr (6. DS)
von-Gerber-Bau (GER) Hörsaal 37 (Bergstr. 53, 01069 Dresden)
Beginn: 14.10.2010, Ende: 3.02.2011
Mail: mail@gfsk-dresden.de
Ansprechpartner: Ralf Prescher